Vom 10. bis zum 12. Juni fand auf dem Benediktushof im bayerischen Holzkirchen die MIND Konferenz 2018 statt. Rund 150 Wirtschaftsvertreter und Führungskräfte trafen sich in dem ehemaligen Benedektinerkloster, um drei Tage lang über die Umsetzung von Achtsamkeit im Unternehmen, auf individueller Ebene und in der Gesellschaft als Ganzes zu diskutieren.

Dabei wurde eine abwechslungsreiche Mischung aus Vorträgen, Workshops und Praxiseinheiten angeboten, die den Teilnehmern Grundlage für Diskussionen und viele neue Impulse für ein achtsames Miteinander boten. Das 7Mind Team war vor Ort und konnte wertvolle Eindrücke sammeln, die wir in diesem Erfahrungsbericht mit euch teilen möchten.

Sonntag: Erstkontakt mit Körper und Geist

Es ist ein schwüler Sommerabend, der die Teilnehmer am Benediktushof in Holzkirchen begrüßt. Als die ersten Teilnehmer anreisen, sitzt unser Team bereits im kleinen Turmzimmer, um ein Interview mit McKinsey Partner Tobias Silberzahn aufzuzeichnen. Auftakt der Konferenz ist schließlich ein gemeinsames Abendessen um 17:30 Uhr, bei dem sich schon die ersten Kennenlerngespräche ergeben. Die regionale und vegetarische Hofküche sorgt auch dieses Jahr wieder für helle Begeisterung, sowohl unter den Vegetariern als auch unter den Karnivoren unter uns.

Um 18 Uhr wird die Konferenz offiziell durch René Träder eröffnet, den manch einer vielleicht als Stimme des 7Mind Podcasts kennt. Mit seiner einfühlsamen und bildhaften Moderationsart begleitet er uns von nun an durch die gesamte Konferenz. Den ersten Impulsvortrag des Abends hält Tobias Silberzahn. Er erzählt uns, welche Rolle Achtsamkeit für ihn persönlich spielt und wie er Meditation am Arbeitsplatz umsetzt. Danach folgen weitere interessante Vorträge von Florian Hoffmann, Gründer der “DO School”, und Soulbottles-Gründer Georg Tarne.

Christian Felber, Autor und Initiator der Gemeinwohl-Ökonomie, sorgt am Ende des Abends schließlich dafür, dass alle Teilnehmer endgültig auf der MIND 2018 ankommen und warm werden. Kontaktimprovisation nennt sich diese Bewegungseinheit der besonderen Art, die sich aus Augenkontakt, Berührung und Tänzen zusammensetzt. Um das Eis zu brechen, verwandeln wir uns schlussendlich in wilde Tiere. Was es genau bedeutet, an diesem Workshop teilzunehmen, kann man wohl nur hautnah und persönlich erfahren. Anschließend fallen wir auf jeden Fall beseelt ins bett - voll freudiger Erwartung auf den nächsten Tag, der mit dem Gong um 06:20 beginnen wird. Hallelujah.

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Montag: Ein Rucksack an Emotionen

Die Sonne erhebt sich langsam über den Benediktushof, dösige aber motivierte Teilnehmer wandeln umher, die Matten sind bereits ausgerollt. Um mit frischer Energie in den Tag zu startet, hat jeder von uns die Qual der Wahl und muss sich zwischen Taiji-Chan, Qi Gong, Yoga oder Zen Meditation entscheiden. Wir nehmen an Taiji-Chan teil und lernen von der Kursleiterin Blandina von Collande, wie wir mithilfe von fließenden Körperbewegungen zu innerer Balance finden.

Um 7:30 beginnt das gemeinsame Frühstück. Nach Tradition des Hauses werden die ersten zehn Minuten einer jeden Mahlzeit in Stille eingenommen. Eine gute Übung, um achtsamer zu essen und jeden Bissen genau zu schmecken, ohne durch Gespräche abgelenkt zu sein. Eine besondere Erfahrung, die manche von uns sogar in ihrem Alltag umsetzen möchten.

Der Vormittag widmet sich der Frage, wie sich Achtsamkeit auf organisatorischer Ebene umsetzen lässt. Leiter des Upstalsboom Hotels Deichgraf Sebastian Schmidt macht um 8:30 Uhr den Anfang. Er spricht über sein Ziel, eine Organisation aufzubauen, in der jeder eigenverantwortlich handelt und in der die Funktion eines Hoteldirektors, nach klassischer Hierarchie, nicht mehr erforderlich ist.

Aufgeteilt in kleinere Workshop-Gruppen kann anschließend intensiv zu einem Thema gearbeitet und diskutiert werden. Zur Auswahl stehen beispielsweise “Gewaltfreie Kommunikation” mit Georg Tarne oder “Authentizität im Business” von Maik Lehmann, Partner der Personalberatung ifp. Wir besuchen den Workshop bei Alexander Poraj, der als spirituelle Leitung und Zen-Meister am Benediktushof tätig ist. “Ich-Modelle im beruflichen Kontext” ist das Thema, eine kleine Reise zum eigenen Ich, bei der es darum geht, herauszufinden, wie man eigentlich tickt, bevor man sich ausmalt, wo man hin möchte. Eine aufschlussreiche Begegnung, die uns vor allem lehrt, wie wichtig es ist, dass wir auch berufliche Entscheidungen auf Grundlage unserer individuellen Persönlichkeiten fällen.

Zwei weitere Vorträge begleiten uns heute durch den Vormittag. Zuerst erklärt Autorin Vivian Dittmar, die zum Thema “Emotionale Intelligenz und Achtsamkeit” forscht, wie wir mithilfe von Achtsamkeit einen besseren Zugang zu den Gefühlen in unserem “emotionalen Rucksack” finden können und lernen, diese zu steuern. Im Anschluss erfahren wir von Christian Dittrich Opitz Wissenswertes über den Ansatz der “Befreiten Ernährung”. Auch für Einsteiger in das Thema der achtsamen Ernährung erklärt er, was zelluläre Sättigung ist und welche Vorteile Intermittierendes Fasten mit sich bringt – was manche aus unserem Team direkt zum Überdenken der eigenen Essgewohnheiten anregt.

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Mindfulness is not a Business

Gesättigt und ausgeruht geht es um 14:30 Uhr mit dem wohl größten Highlight der Konferenz weiter – der Live-Videoübertragung von Jon Kabat-Zinn, dem Begründer der modernen Achtsamkeitspraxis. Obwohl uns tausende Kilometer von ihm trennen, haben wir das Gefühl, er wäre tatsächlich mit uns in einem Raum. Jon beginnt seinen Vortrag mit einer Meditation, die alle Teilnehmer in einen tiefenentspannten Zustand versetzt. Danach spricht er im Interview über die Bedeutung von Achtsamkeit im Alltag und strahlt dabei eine Weisheit und Ruhe aus, die uns alle tief berührt: “Mindfulness is not a business, it’s a love affair.” Dieses wunderschöne Zitat werden wir wohl nie mehr vergessen.

Nach der geistigen Arbeit des Vormittags, kommt die zweite Runde “Kontaktimprovisation” mit Christian Felber gerade recht, diesmal sogar draußen im Garten bei Sonnenschein. Wieder im Körper angekommen, können wir unsere individuelle Praxis fortsetzen. Neben Spirit Yoga und QiGong werden an diesem Nachmittag auch kreative Workshops wie Zen Kalligrafie oder Intuitives Malen angeboten. Wir finden uns bei einer QiGong Stunde mit Stephane Seckin ein, der seit 1988 Kampfkunst und Heilarbeit praktiziert. Dabei geht es vor allem darum, die Energien des Körpers zu erspüren und sich selbst ein Stück näher zu kommen.

Zum Abschluss des Abends hören wir schließlich die persönliche Geschichte von Jürgen Dawo, der nach der Genesung seines Burnouts das erste Regenerationsresort Deutschlands, das WaldResort am Nationalpark Hainich, gegründet hat. Der Konferenztag endet anschließend als gemütliches GetTogether bei Wein, Musik und Lagerfeuer.

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Dienstag: Die Gesellschaft von morgen

Ein letztes Mal entspannen wir uns bei Yoga, Meditation und Co., bevor wir von Philip Kovce, Mitbegründer der Berliner Bürgerinitiative “Bedingungsloses Grundeinkommen”, mehr über die Hintergründe der Bewegung erfahren. Im Fokus steht die Frage: “Was würden wir tun, wenn für unser Einkommen gesorgt wäre?” Dieses Thema regt zu hitzigen Diskussionen an, die wir anschließend in kleiner Runde weiterführen können, weil wir uns für Philips Workshop angemeldet haben. Das gibt uns die einzigartige Möglichkeit, uns persönlich mit dem Referenten über das Bedingungslose Grundeinkommen auszutauschen.

Andere Workshopthemen, die zur Auswahl stehen, sind zum Beispiel “Achtsamkeit bei SAP” von Development Senior Manager Andreas Wirth, oder “Achtsamkeit im Körper” von Achtsamkeitstrainer Chris Tamdjidi.

Den Abschluss der MIND 2018 bildet Christian Felber, diesmal nicht mit einer Bewegungseinheit, sondern mit seiner persönlichen Geschichte. So verrät er uns den spirituellen Hintergrund seines politischen Engagements. Er erzählt, wie er zu Freiheit und Sinn in seinem Leben gefunden hat und ermutigt uns, auf unsere innere Stimme zu hören. René leitet uns am Ende noch durch einen kurzen Erinnerungsspaziergang, bevor es Zeit ist, die Heimreise anzutreten. Wir verlassen den Benediktushof mit vielen Emotionen, Erinnerungen und neuen Visionen, die kaum in unser Gepäck passen, aber schon die Vorfreude aufs nächste Jahr schüren. Auf ein Neues!

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